Damals galt Sitzen als privilegiert. Nur der König saß, das Volk stand. Als Volk der Dichter und Denker ist Sitzen für uns heute eine Selbstverständlichkeit.
Doch der Mensch besteht zur Hälfte aus Beinen und ist damit ein Läufer – behauptet James Levine, ein Hormonspezialist der als führender Experte der Sitz- und Inaktivitätsforschung gilt und von seinen Studenten liebevoll „Laufguru“ genannt wird. In Studien zeigt sich, dass durch Sitzen das Risiko an Diabetes und Herzinfarkt zu erkranken deutlich ansteigt. Es ist sogar von einer „Sitting disease“ die Rede, die alle Krankheiten, die durch die sitzende Lebensweise hervorgerufen werden, zusammenfasst. Durch die Inaktivität der großen Muskeln nimmt die Produktion des Enzyms Lipproteinlipase ab, was eine Erhöhung der Blutfett- und Glukosewerte zur Folge hat. So wird Diabetes und Arteriosklerose begünstigt und es kann leichter zum Herzinfarkt und anderen Gefäß- und Stoffwechselerkrankungen kommen.
Die ernüchternde Botschaft der Forscher ist, dass auch durch Sport am Feierabend dieser Prozess nur um etwa 15 % kompensiert werden kann. So hilft einfach nur weniger zu sitzen.
James Levine hat sich ein Laufband vor seinen höhenverstellbaren Schreibtisch gestellt und arbeitet im Gehen. Auch nach dem Essen hält er keine Mittagsruhe, sondern gönnt sich einen 15 minütigen Spaziergang. Seine Mitarbeiter folgen seinem Beispiel.
Welche Alternativen zum Sitzen fallen Ihnen ein? Schreiben Sie mir doch einmal.
Ich selber habe meinen Sitzball vor den Schreibtisch gerollt, damit ich, wenn ich schon sitze, das bewegt machen kann.
(Quelle: Stern Nr.16 vom 09.04.2015)