Die Tatsache, dass das Mikrobiom des Darmes das Gehirn über die Darm-Hirn-Achse ist inzwischen hinreichend bekannt. So wirken sich Emotionen und Stress negativ auf die Funktion des Darmes aus. Der wichtigste Weg ist über den Nervus vagus, unseren Entspannungsnerv. Dieser ist in Ruhephasen und besonders im Schlaf aktiv und beeinflusst die Darmperistaltik (motorische Darmbewegung) sowie die Hormonbildung in den Bakterien der Darmflora, des Mikrobioms. Hier spielen Botenstoffe (nichts anderes sind ja Hormone) wie Cortisol, Tryptophan und Serotonin eine Rolle. Werden diese wegen Schlafmangel nicht ausreichend gebildet und / oder abgebaut, kommt es zu einem Ungleichgewicht, was sich auf das Zentrale Nervensystem und damit auf die Stressresilienz auswirkt. Wir werden also gereizter und können schwerer mit Stresssituationen umgehen.
Die Funktion des Darmes und des Mikrobioms darin ändert sich nach dem zirkadianen Rhythmus. Dieser tageszeitliche Rhythmus ist unabhängig von den Mahlzeiten und sorgt dafür, dass sie die Bakterienzusammensetzung und Anhäufung in verschiedenen Darmsegmenten über den Tag ändert. Chronischer Schlafmangel verändert diese Zusammensetzung und fördert z.B. das Auftreten eines metabolischen Syndroms oder anderer Erkrankungen des Darms.
Wissenschaftler fanden in Tierversuchen heraus, dass es durch Schlafmangel zu einer Invasion mit Bakterien in den Lymphknoten des Bauchraumes, aber auch in Leber, Milz, Niere und auch der Lunge kommt. Und das bereits nach wenigen Tagen Schlafentzug. Hier ist dann wieder das Immunsystem gefordert. Darüber habe ich bereits im letzten Artikel berichtet.
Es ist also nicht nur wichtig ausreichend (7-9 Stunden täglich) sondern auch zur richtigen Zeit zu schlafen, damit die Regenationsprozesse im Körper genügend Zeit haben, die Batterien wieder aufzuladen und unser Geist wieder fit wird für die Anforderungen des folgenden Tages.
Chronischer Schlafmangel hat ebenfalls negativen Einfluss auf die Psyche.
Dieser wird im nächsten und letzten Artikel dieser Serie genauer betrachtet. Bleiben Sie gespannt.
Wenn Sie Fragen haben oder auch akut Probleme mit dem Schlafen oder der Folgeerscheinungen haben, berate ich Sie gerne in meiner Praxis.
(Quelle: Sanum Post 2020, Nr. 130, S.19-25)